- lettische Kunst.
- lẹttische Kunst.Früheste Zeugnisse aus dem 9.-4. Jahrtausend v. Chr. (Tonfiguren, Knochen- und Bernsteinschmuck, Keramik, geschnitzte Holzgefäße) stammen von Vorfahren der baltischen Stämme. Die mittelalterlich lettische Kunst spiegelt die Mittlerrolle des Landes zwischen Osten und Westen wider. In der Steinbaukunst, die um 1200 den traditionellen Holzbau ersetzte, wurden romanische (Kirchen in Üxküll, Salaspils, Riga) und ab Ende des 13. Jahrhunderts gotische Formen aus Westeuropa übernommen, ehe sich Ende des 14. Jahrhunderts eine eigenständige Variante der Gotik entwickelte (in Riga: Dom Santa Marien, Sankt-Petri-Kirche und Sankt-Johannis-Kirche). In der mittelalterlichen Kunst bestimmten die Arbeiten norddeutscher Werkstätten Malerei und Plastik (Fresken im Dom und in Sankt Jakob in Riga). Im 16. Jahrhundert drangen Renaissance- und Manierismusformen ein (Schwarzhäupterhaus in Riga, 14. Jahrhundert, Fassade 1620, rekonstruiert). In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts setzte sich der Barock durch (Katharinenkirche in Kuldīga, Dannensternhaus in Riga). Nach der Angliederung an Russland näherte sich auch die Kunst der russischen an (Barockschlösser von B. F. Rastrelli in Rundāle und Jelgava). Zahlreiche lettische Künstler erhielten ihre Ausbildung in Sankt Petersburg und arbeiteten dort (Juli Fedders, * 1838, ✝ 1909; Kārlis Hūns, * 1830, ✝ 1877; Jānis Roze, * 1823, ✝ 1897). Um 1900 bildete sich eine nationale Kunstschule heraus (Gruppe »Rūķis« mit den Malern Ādams Alksnis, * 1864, ✝ 1897; Artūrs Baumanis, * 1892; Jānis Rozentāls, * 1866, ✝ 1916; Jānis Valters, * 1869, ✝ 1932; Vilhelms Purvītis, * 1872, ✝ 1945). Bedeutung erlangte auch die Bildhauerkunst (Gustav Šķilters, * 1874, ✝ 1954; Teodors Zaļkalns, * 1876, ✝ 1972; Kārlis Zāle, * 1888, ✝ 1942). Während der Sowjetherrschaft wurde der sozialistische Realismus bestimmend (Jānis Tilbergs, * 1880, ✝ 1972; Oto Skulme, * 1889, ✝ 1967; Kārlis Miesnieks, * 1938; Gedert Eliass, * 1887, ✝ 1975; Zaļkalns, Emils Melderis, * 1889, ✝ 1979; Līze Dzeguze, * 1908). Seit Anfang der 80er-Jahre findet ein Prozess der stärkeren Besinnung auf nationale Traditionen, aber v. a. auch auf die Orientierung internationaler Stilrichtungen statt (u. a. Ilmārs Blumbergs, * 1943; Kristaps Ģelzis, * 1962; Ojārs Pētersons, * 1956; Miervaldis Polis, * 1948; Aija Zariņa, * 1954).Unerwartete Begegnung. Lett. Avantgarde 1910-1935. Der Beitrag Lettlands zur Kunst der europ. Moderne, hg. v. I. Bilzens u. a., Ausst.-Kat. Staatl. Kunsthalle, Berlin (1990);Kunstdenkmäler balt. Staaten. Ein Bildhandbuch. Estland, Lettland, Litauen, bearb. v. S. Polenz, übers. v. S. Gladkich (1992);
Universal-Lexikon. 2012.